Digitale Bildung darf nicht zur sozialen Frage werden

NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer stellte sich auf Einladung der FDP Siegen-Wittgenstein in der Wisent-Hütte Eltern- und Lehrerschaft:

(Siegen-Wittgenstein). „Mehr Chancen durch beste Bildung“ – unter diesem Motto stand der ebenso kontroverse wie faire Austausch zwischen NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer und Vertretern aus Eltern- und Lehrerschaft, zu dem der FDP Kreisverband Siegen-Wittgenstein in die Wisent-Hütte nach Wingeshausen eingeladen hatte. „Uns war wichtig, einen Austausch zwischen den örtlichen Schulexpertinnen und Schulexperten und der Ministerin zu initiieren“, so Moderator Andreas Weigel, der im Wahlkreis Siegen-Wittgenstein I für den Landtag kandidiert. Das Interesse an der Veranstaltung sei riesig gewesen, wenngleich die Teilnehmerzahl pandemiedingt auf 25 begrenzt werden musste.

NRW noch freier, fairer und moderner machen

Gebauer stellte die Erfolge der schwarz-gelben Landesregierung in den Mittelpunkt ihrer Rede. Sie nannte 400.000 neue sozialversicherungspflichtige Jobs und acht Entfesselungspakete zur Stärkung der Innovations- und Investitionstätigkeit hiesiger Unternehmen. Dass Nordrhein-Westfalen seine Lehrerinnen und Lehrer als erstes Bundesland überhaupt mit digitalen Endgeräten ausgestattet habe, mache sie als verantwortliche Ministerin stolz. Der Anspruch der FDP sei aber nicht, den Status Quo zu verwalten, sondern „NRW noch freier, fairer und moderner zu machen“.


Ende 2022 werden 100 Prozent der NRW Schulen über einen Breitbandanschluss verfügen

Mit der Regierungsübernahme 2017 habe man Digitalisierung ganz oben auf die Agenda gesetzt. „Vor vier Jahren waren gerade einmal 13 Prozent der Schulen an einen leistungsfähigen Breitbandanschluss angeschlossen. Bis zum Ende des Jahres 2021 waren es schon über 70 Prozent und am Ende des Jahres 2022 werden es 100 Prozent sein“, berichtete Gebauer. Darüber hinaus hätten Bund und Länder mit dem DigitalPakt Schule eine wichtige Voraussetzung für die Digitalisierung der Schulen geschaffen. „Digitale Bildung darf nicht zur sozialen Frage werden. Deshalb hat die Landesregierung seit Oktober 2021 weitere 184 Millionen Euro bereitgestellt, um vorrangig sozial benachteiligten Schulen eine Ausstattung aller Schülerinnen und Schüler zu ermöglichen“, so die Schulministerin. Um den Einsatz digitaler Medien in der Schule weiter auszubauen, investiere das Land bis 2025 rund zwei Milliarden Euro.

Bekenntnis zu gewachsener Schulvielfalt – Ablehnung ideologischer Schulstrukturdebatten um die Zukunft einzelner Schulformen

Weil Bildung bei den Jüngsten anfange, stärke die Landesregierung die Grundschulen als Fundament der Bildung. Für die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie seien Ganztagsschulen unverzichtbar, weshalb im laufenden Jahr über 640 Millionen Euro für sie bereitgestellt werde. Zudem sei die Zahl der Studienplätze im Grundschulbereich seit 2017 um 700 erhöht worden, so dass man nun landesweit 750 Studienplätze für Sonderpädagogik anbieten könne. Gebauer warb ferner für mehr Bildungsgerechtigkeit, da Bildungserfolg noch immer zu stark von finanziellen und sozialen Faktoren abhänge. „In unseren mittlerweile 60 Talentschulen wollen wir beste Bildung auch an Schulstandorten mit besonderen Herausforderungen ermöglichen“. 1000 Talentschulen sollen es insgesamt werden. Die Schulministerin sieht Bildung auch in den nächsten fünf Jahren als das Zukunftsthema Nummer 1 in Nordrhein-Westfalen. Ihren politischen Standpunkt machte die Freidemokratin am Ende ihrer Ausführungen unmissverständlich klar: „Wir bekennen uns zur gewachsenen Schulvielfalt in Nordrhein-Westfalen und lehnen ideologische Schulstrukturdebatten um die Zukunft einzelner Schulformen ab“.


Diskussion über Testungen in Schulen sowie Für und Wider von Distanzunterricht

In der anschließenden Diskussionsrunde dominierte erwartungsgemäß das Thema Corona, insbesondere die Testungen in den Schulen sowie das Für und Wider von Distanzunterricht. Die Schulministerin zeigte viel Verständnis für die schwierige Lage der Schulen, warb aber um Verständnis für die bisher getroffenen Entscheidungen: „Ich weiß, was ich Ihnen in dieser Lage abverlange und ich weiß, dass nicht jede Maßnahme auf den ersten Blick nachvollziehbar erscheint“, so Gebauer direkt an die geladenen Schulvertreter, „aber glauben Sie mir eins: Ich entscheide nur nach bestem Wissen und Gewissen. Und mein Blick geht dabei immer zuerst auf die Schüler.“ Diesen dankte sie wie auch deren Eltern und Lehrern für das außergewöhnliche Engagement in dieser schwierigen Zeit. Um die pandemiebedingten Auswirkungen abzumildern und Lernrückstände zu kompensieren, habe die Landesregierung mit dem Programm „Ankommen und Aufholen“ ein umfangreiches Maßnahmenpaket auf den Weg gebracht. Gebauer betonte, dass NRW gemeinsam mit dem Bund für zusätzliches Lehrpersonal und mehr Schulangebote bis Ende 2022 insgesamt rund 430 Millionen Euro ausgebe.

Heimische Freidemokraten ebneten den Weg
Der Wittgensteiner Carsten Weiand, Landtagskandidat für Siegen-Wittgenstein II und selbst Vater eines schulpflichtigen Kindes, resümierte: „Eine kleine Diskussionsrunde zum Austausch diverser Meinungen. Es freut mich, dass wir den Weg dazu ebnen konnten“.

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